Wohnen der Zukunft
Seit kurzem sind wir 8 Milliarden Menschen auf der Welt. Dazu kommt das sich verändernde Klima, das unser zukünftiges gemeinsames Leben und Wohnen beeinflussen wird. Die Stadt, wie wir sie heute kennen, wird sich anpassen müssen.
Von Giulia Di Romualdo und Daniel Fässler, 01.12.2022
Das gleiche Thema aber länger
Die Wohnungssuche in Städten gestaltet sich zunehmend schwieriger, besonders für junge Menschen und Student*innen, denn in der Entwicklung der Wohnungspreise ist der Einfluss des Klimawandels bereits spürbar. «Viele Liegenschaften werden wegen der Diskussionen um die Klimakrise saniert und klimaeffektiv gemacht», sagt Amir Malcus vom Büro für Sozialraum und Stadtleben Zürich. «Das ist sicher mit ein Grund, wieso dann im Nachhinein die Wohnungspreise steigen.» Das hat auch einen sozialen Impact. Menschen mit tieferen Einkommen können sich die Wohnungen nach der Sanierung vielleicht nicht mehr leisten. Eine konkrete Verbindung zwischen dem Klimawandel und der Entwicklung der Wohnungspreise, die auf den ersten Blick vielleicht nicht offensichtlich ist.
Amir Malcus spricht einen weiteren sozial relevanten Punkt an: das Thema Verkehr. Der aktuell stattfindende Wandel zur «grünen Stadt» kann sich in diesem Punkt für Menschen mit niedrigem Einkommen negativ auswirken. «Nicht alle Menschen können gleich mobil in der Stadt unterwegs sein. Einige können sich wegen unregelmässigen Arbeitszeiten oder einem langen, komplizierten Arbeitsweg das Velofahren nicht leisten und sind auf das Auto angewiesen.»
«Auf jeden Fall sagen alle immer mehr Bäume»
In den Schweizer Städten staut sich an heissen Sommertagen die Hitze an. Auch in Zürich gibt es einige Plätze, an denen man sich dann aufgrund der Hitze schlicht nicht mehr aufhalten kann – und will. Darum wird an Strategien gearbeitet, um diese Plätze für die Bevölkerung wieder attraktiver zu machen. «Wir sind auch an verschiedenen Planungsprojekten beteiligt, in denen wir die Aufenthaltsqualität abfragen oder Bedürfnisse aus der Bevölkerung abholen», erklärt Judith Dylla vom Büro für Sozialraum und Stadtleben Zürich. Und ergänzt lachend: «Auf jeden Fall sagen alle immer mehr Bäume.» Das nicht zu Unrecht: Die ausreichende Begrünung der Stadtfläche gilt als eine der bekanntesten Strategien gegen übermässige Hitze in der Stadt.
Demografische Alterung schreitet voran
Das Stadtbild wandelt sich aber nicht nur äusserlich, sondern auch die Infrastruktur selbst wird sich ändern. Aufgrund der demografischen Alterung entstehen neue Bedürfnisse in der Bevölkerung. Das hat Auswirkungen auf die heutige Stadt. Es gibt immer mehr ältere und weniger jüngere Menschen. Das zeigt sich unter anderem auch im gestiegenen Durchschnittsalter der Schweizer Bevölkerung, auch demografische Alterung genannt. Gemäss dem demografischen Porträt der Schweiz vom Bundesamt für Statistik stieg das Durchschnittsalter von 39,7 Jahren (2000) auf 42,6 Jahre (2020). Folglich braucht es mehr Angebote, die auf die älteren Menschen zugeschnitten sind.
Die unter 40-Jährigen erreichen und überschreiten die Grenze von 4 Millionen erst 2020, während die über 40-Jährigen von 1990 bis 2020 von 3 063 948 auf 4 662 635 steigen.
Mehr zusammenrücken
Eine weitere Folge, welche die Bevölkerungsentwicklung mit sich bringt, ist die Verdichtung. Wächst die Bevölkerung, erhöht sich die Innenverdichtung in der Stadt. Das bedeutet, dass der Wohnraum in einer bereits verbauten Fläche erhöht wird. Somit nimmt die Zahl der in einem Gebiet wohnenden Menschen zu und nicht die Fläche der Stadt. Innenverdichtung sei prinzipiell etwas sehr Gutes, findet Markus Schaefer, Architekt und Städtebauer. «Wichtig ist, dass im Rahmen der Innenverdichtung nicht einfach nur mehr Geschossfläche pro Quadratmeter Stadtfläche gebaut wird, sondern dass vor allem auch mehr Menschen auf dieser Fläche untergebracht werden.»
Was die beiden Faktoren Bevölkerungsentwicklung und Klimawandel schlussendlich für unser Wohnen der Zukunft bedeuten, ist nicht genau vorhersehbar. Klar ist: Es gibt noch einige Hindernisse, aber auch viele Ideen und Vorhaben, um diesen beiden Problemen entgegenzuwirken.
Einen tieferen Einblick in das Wohnen der Zukunft gibt es im HILA.